News for April 2010

Vergesst Rilke

AbschiedWer herzergreifende Lyrik lesen will, der greife zu den auf den Seiten des Friedwalds gesammelten Kleinoden. Zum Beispiel hat die dem Literaturbetrieb (noch!) völlig unbekannte Irene Wahle (sie ist wohl Biographin) den wunderschönen Text geschrieben „Wenn Hamster und Großväter sterben“. Eine Überschrift, die mich mit wohligem Schauer an den „Verein für Tiere und kranke Kinder“ denken ließ; auf die Reihenfolge kommt es eben an. Tränen flossen auch über mein Gesicht, als ich die ersten Sätze von Wahle las: „Lars-Enrico (8) weinte, als sein Goldhamster Otto starb. Die Mutter griff die kleine Leiche mit einem Stück Küchenkrepp, brachte sie zum Müllschlucker und sagte: ‚Heul nicht, wir kaufen einen neuen!'“

Das haut rein, oder? Lars-Enrico, er muss ein kleiner Sachse sein, hatte nun also einen Otto geheißenen Ex-Nager. Worte wie Leberhaken, deren Wirkung durch den nächsten Hammersatz noch ins Unerträgliche gesteigert wird. Da moduliert die Zauberin Wahle zwischen Hoch und Tief als wär’s eine Lust. Denn der putzige Tierkadaver wird nicht nur ordnungsgemäß entsorgt (schon ein raffinierter Hinweis auf das auf diesen Seiten beworbene Bestattergewerbe?), auch Lars-Enrico wird ordnungsgemäß getröstet. Nicht etwa mit „Halt’s Maul“ oder „Fresse!“, sondern mit einem warmherzigen „Heul nicht!“ Das ist wahre Mutterliebe. So geht’s dann dahin.

Die Website „Abschiedsvorstellung“ will offensichtlich unseren Umgang mit dem Tod entkrampfen. Sehr löblich. Aber gut gemeint ist eben immer noch das Gegenteil von gut gemacht. Denn bei jedem Besuch der Site frage ich mich: echt oder fake?

Posted: April 28th, 2010
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Freud lässt grüßen

Will man wirklich bei einem Unternehmen arbeiten, das offene Stellen nicht mit Bewerbern, sondern mit Bewerbungen besetzt („… leider mitteilen, dass wir die vakante Position mit einer anderen Bewerbung besetzt haben“)?
Ja, das war eine rhetorische Frage. Ist das jetzt schickes Personalerdeutsch oder offenbart die Formulierung nicht eher, wie dieser Arbeitgeber über potenzielle Angestellte denkt („Schick mir mal die nächste Bewerbung rein“)?
Der Bewerber Die Bewerbung in der Zirkuskuppel: ratlos.

Posted: April 21st, 2010
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Skandalöses von Starbucks

Der Kaffee, den Starbucks ausschenkt, ist, nun ja, gebraucht. Andere haben schon an ihm genippt, wie der Konzern jetzt auf seiner Homepage einräumt:
„Wir sind auf der Suche nach den besten Kaffees weltweit und verkosten mehr als 150.000 Tassen jährlich, um für Sie die besten davon auszuwählen.“
Wie schafft Starbucks es nur, aus den Resten, die in den ausgewählten Tassen schwimmen, eine für den Verkauf ausreichende Menge Kaffee zu produzieren? Ist Starbucks am Ende der Erfinder des Verlängerten?

starbucks

Posted: April 13th, 2010
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